Baphomets Fluch - Roman !!!Hilfe!!!

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Postby Flap_nicht Guido » 14. July 2004, 12:06

von mir gibts auch ein dickes lob. Vielleicht solltest du auch dinge einbauen die nicht auf den ersten blick im spiel zu sehen waren oder etwas dazu dichten. Ich fände das ziemlich spannend. Vielleicht läßt sich so etwas j auch verkaufen...müsstes george nur in günther und nico in natascha ändern...oder du fragst revolution...die sowieso nein sagen werden.
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Postby Sebo » 25. July 2004, 09:56

Wow, ich bin mächtig beeindruckt von deinem Können! Und wenn ein Paar Sätze mal den Ton nicht richtig treffen, kann man ja immer noch als Ausenstehender eingreifen und Ratschläge geben. Das Projekt hat Zukunft. Wie wäre es zum Beispiel, wenn du den Roman in PDF Form zum Download freigibst. Den Roman könntest du dann auch noch schön mit Screenshots versehen, sodass alles rund und schmackhaft für den Leser wird. Weis übrigens jemand, ob man sich den Soundtrack zu der Bf Triologie runterladen kann?
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Es geht weiter

Postby Aesop Rock » 25. July 2004, 16:15

Zuerst fragte ich, ob sie den alten Mann kannte. Sie sagte, dass sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Als nächstes interessierte ich mich dafür, wie sich der alte Mann benahm und sie meinte, er wäre nervös gewesen, schaute sich ständig um – zur Tür, auf die Uhr.
„Als ob er auf jemanden warten würde?“
„Ja, würde ich sagen. Er hatte vor irgendetwas Angst, das ist sicher.“
Sie begann etwas zu flüstern, als ob der Mann sie noch immer hören konnte, na ja, ich hatte sie ja auch in dem Glauben gelassen, er würde noch leben.
„Wenn Sie mich fragen, hatte er eine Affäre. Er hatte diesen schuldbewussten Blick... wie ein Ehemann auf Abwegen.“
Man soll ja eigentlich nicht schlecht über Tote reden...
„Wissen Sie noch, was geschah, als der Clown hereinkam?“
„Ich erinnere mich noch an diese grässliche Melodie, die er spielte. Es war die reinste Begräbnismusik.“ sagte sie mit verzogenem Mund.
Ich konnte Akkordeonmusik sowieso noch nie leiden.
Ich erkundigte mich, ob der Clown mit dem alten Mann gesprochen hatte.
Das Fräulein entgegnete, dass der Clown den Mann nur ausgelacht habe.
„Dann grabschte er sich den Koffer des alten Mannes und rannte raus.“ fuhr sie fort.
„Hat der alte Mann versucht, den Clown zu stoppen?“
„Oh, dazu hatte er überhaupt keine Möglichkeit. Der Clown ließ sein Akkordeon fallen und rannte zur Tür hinaus. Das ist alles. Mehr weiß ich nicht mehr.“ Ihre Stimme klang immer wehleidiger und ich stellte im Gedanken die Vermutung an, dass das Akkordeon mit einer Bombe versehen war, raffiniert, eigentlich zu raffiniert für einen Clown.
„Haben Sie gesehen, was der alte Mann in seinem Koffer hatte?“ Das interessierte mich brennend. Es musste irgendetwas überaus Wertvolles gewesen sein.
Die Bedienung ließ meine Träume sofort wieder verpuffen. Der Mann hatte den Koffer nicht geöffnet. Ich wollte wissen, was der alte Mann tat, als der Clown sich den Koffer grabschte.
„Nichts. Er saß einfach da, wie erstarrt.“ Sie rief sich wohl das Gesicht des Mannes wieder ins Gesicht, denn sie begann zu weinen und ließ ihren Kopf wieder in ihre Handflächen plumpsen. Sie sollte im Café bleiben, während ich mich draußen nach Beweisen umsehen wollte. Ich kam mir langsam vor wie Sherlock Holmes oder mit ein paar Jahren mehr Columbo. Ich mochte Detektivgeschichten schon immer und langsam, aber sicher packte mich der Ehrgeiz, den Clown hinter Gittern zu sehen und zwar ungeschminkt.
Ich legte meine Hände an meine Hüfte und begann tief ein und auszuatmen, um meinen Denkfluss ein wenig zu erhöhen. Auf dem Bürgersteig war nichts von Interesse.
Ich beschloss, bis die Polizei eintraf, auf eigene Faust den Fluchtweg des Mörders zu verfolgen und als ich gerade einen Schritt auf die Straße getan hatte, fiel mir eine Zeitung auf, die sich um den Laternenpfahl gewickelt hatte. Ich hob die Pariser Tageszeitung auf und schlug zufällig den Leitartikel auf. Er erzählte etwas über den Besuch eines Nobel – Preis – Gewinners aus einem dieser unaussprechlichen osteuropäischen Staaten. Das war aber auch schon die einzige echte Nachricht. Der Rest bestand aus Gerüchten, Klatsch und Sensationsberichten. Ganz klar eine Zeitung von der Sorte, die ihren Inhalt mit Sex, Skandalen und Sportergebnissen bestreitet. Ich überflog die Seite.
Mir fiel die Notiz unten auf der Seite ins Auge. Dort stand: ‚Salah – eh Dinn, 13 45’.
Nun, so wirklich etwas anfangen konnte ich damit nicht, also steckte ich mir die Zeitung ein und begab mich in die Gasse, in die ich den Clown hatte flüchten sehen.
Im Großen und Ganzen war die Sackgasse ziemlich verdreckt, die Wände waren fast nackt, überall lag Müll herum, hauptsächlich alte Glasflaschen und marode Kartons.
Zu meiner Rechten befand sich ein Regenrohr an der Hauswand, es sah so aus, als ob es mein Gewicht tragen konnte. Ich holte tief Atem und begann, das Regenrohr hochzuklettern.
Leider klappte dieses Vorhaben nicht denn das Rohr brach ab, als ich nur einmal leicht daran zog. Ich nahm an, dass der Clown über die Dächer getürmt war.
Neben dem Regenrohr war ein Fenster in der Hauswand, geschützt durch solide wirkende Eisenstäbe. Ich rüttelte an den Stäben, um zu sehen, ob der Clown vielleicht durch das Haus geflüchtet war, doch die Stäbe bewegten sich im Gegensatz zu dem Rohr keinen Millimeter.
Diese Möglichkeit konnte ich also wieder ausschließen. Weiter an der Wand entlang standen drei Mülltonnen und dazwischen ein Stapel Kartons, in denen mal Weinflaschen verpackt waren. Die Untersuchung der ersten Mülltonne erbrachte nichts, sie war schlicht und ergreifend leer. Ich untersuchte die Kartons genauer. Sie waren feucht, ziemlich muffig und einwandfrei leer. Nun fokussierte ich mich auf die zweite Tonne.
Als ich sie öffnete stieg mir der Gestank entgegen. Es roch, als ob jemand an einem heißen Hochsommertag eine Ladung Fisch in einem Umkleideraum abgestellt hätte.
Ich knallte den Deckel wieder auf die Tonne, ich wollte mir nicht einmal die ausmalen, was die Quelle des Gestanks war. In der dritten Tonne stank es zwar nicht so höllisch, aber trotzdem habe ich mich höllisch erschrocken, da eine schwarze Katze dort ihr Schläfchen hielt und als ich den Deckel anhob, sprang mir die Straßenkatze entgegen und lief davon.
Ich beschloss nicht weiter im Müll zu graben, aber um mein Missfallen kundzutun, trat ich gegen eine herumliegende, sowieso schon verbeulte Plastikkiste.
Als ich mich gerade wieder umdrehte, um zum Café zurückzukehren, fiel mir eine Eisenplatte im Boden auf, die den Eingang zu einem Kanalisations- oder Abflussrohr versperrte.
Das war noch eine Möglichkeit, der Clown hätte eventuell durch die Kanalisation flüchten können, mit dem richtigen Werkzeug, denn mit den bloßen Händen bekam ich den Gullydeckel nicht auf, da ich keinen guten Angriffspunkt fand.
Enttäuscht begab ich mich auf die Straße zurück, auf der mir vorher eine kleine Baustelle aufgefallen war, in der ein klobiger Mann den Boden mit einer Spitzhacke bearbeitete.
Er musste auch etwas gesehen haben, denn die Baustelle war nicht sehr weit vom Café entfernt. Im Laufschritt ging es hinüber zur Baustelle, die im Eingang in die angrenzende Allee lag. Ich war gerade in die Schatten der Bäume an der Seite der Allee getreten, da kam mir endlich die Polizei entgegen, genauer gesagt war es ein einzelner Gendarm.
Ich wollte ihn gerade begrüßen und auf den Tatort verweisen, als er plötzlich seine Waffe zückte, in die Knie ging und auf mich zielte. Der Gendarm war schon ein wenig älter, graues Haar, dicker Schnauzer, der seinen Mund fast komplett verdeckte.
Er trug die für Frankreich typische Gendarmenuniform in schwarz mit einer schwarzen Kappe auf dem grauen Haupt. Seine Hände waren von weißen Handschuhen umgeben und er hatte goldenes Zeug auf den Schultern, das aussah wie zwei Besen – Enden.
„Stopp! Keine Bewegung!“ rief er mir zu.
Der Bauarbeiter stellte seine Arbeit erst einmal ein, um sich als Schaulustiger zu betätigen.
Ich hob meine Hände und rief: „He – nicht schießen! Ich bin unschuldig! Ich bin Amerikaner!“
„Können Sie sich nicht für eins entscheiden?“ fragte er in lautem Ton.
Ich verlangte schon mal vorsorglich, mit dem amerikanischen Konsul zu sprechen.
Er ignorierte mein Verlangen und befahl mir, meine Waffen fallen zu lassen und mich auf den Boden zu legen. Nur gut, dass ich Pazifist bin. Hinter dem schießwütigen Polizisten kam ein weiterer Mann hinzu, groß, Glatze, ein Bart, der sich um seinen Mund schloss und dicken Augenbrauen. Er trug einen braunen Mantel, wahrscheinlich aus Leder, darunter ein mit Krawatte versehenes Hemd und eine braune Hose.
An den Füßen trug er zwei bestimmt sehr teure Markenschuhe.
„Stecken Sie das Ding weg, Sergeant Moué.“ wies er seinem Polizistenkollegen in gebieterischem Ton an.
„Verzeihung, Monsieur, aber ich kann Ihnen nicht gestatten, sich zu entfernen.“
Seine Stimme klang nun etwas höflicher und man konnte die hohe Intelligenz des Mannes förmlich heraushören. Ich fragte, noch ziemlich verunsichert und zögerlich, ob ich verhaftet sei. Der große Glatzkopf, wolle mir nur ein paar Fragen stellen, versicherte er mir.
Er befahl mich und den Gendarmen zum Café mit einem: „Marchez!“
Die Kellnerin saß immer noch, am Boden zerstört, auf der Sitzbank in der Ecke und rührte sich nicht, auch als wir hereinkamen. Der Sergeant wand sich als erstes der Leiche zu und der Mann im Mantel blieb bei mir.
„Was für ein Anblick! Diese Bombenexplosion ist schrecklich, nicht wahr?“
Ich hatte daran gezweifelt, ob dieser Mann so etwas wie Gefühle hatte, aber zu meiner eigenen Beruhigung bestätigte sich mein Zweifel nicht.
„Hören Sie damit auf, Monsieur!“ Die Stimme des Sergeants.
Der Mann, ich schätze mal er war Inspektor oder Kommissar oder so etwas, und ich drehten uns zu Moué um, der über den Toten gebeugt war.
Und wieder befahl Moué dem Toten: „Hören Sie sofort damit auf, Ihren Atem anzuhalten.“
Der andere Polizist, dessen Namen ich immer noch nicht erfahren hatte, teilte anscheinend meine Verwunderung über die Blindheit des Sergeants: „Ist Ihnen schon mal in den Sinn gekommen, dass der Mann tot sein könnte, Moué?“
„Oui, Monsieur, aber ich betrachte die Dinge lieber von der Sonnenseite?“
Wie hatte dieser Kerl nur die Polizeiausbildung geschafft.
Moué sagte weiter: „Außerdem erinnere ich mich an einen Fall, in dem der Killer entkam, indem er sich tot stellte. Na egal, in diesem Fall ist der Mann ziemlich sehr tot.“
Anscheinend kam der Sergeant so langsam wieder auf den Boden der Tatsachen.
Sergeant Moué behauptete, dass es sonnenklar war, dass der Killer von der Anwesenheit des Opfers wusste, doch der andere Polizist warnte ihn davor, voreilige Thesen aufzustellen.
Alles, was sie sicher wüssten war, dass der Mann tot war. Da hatte er nicht so ganz Unrecht.
„Ich fand es war logisch, anzunehmen, dass...“ begann Moué und der Glatzkopf unterbrach ihn: „Ein großer Detektiv nimmt niemals etwas an. Maigret zum Beispiel...“
Ich hatte nicht den geringsten Schimmer, wer das war, aber Moué verriet es: „A... aber das war eine Romanfigur, Monsieur. Er war nicht echter als Derrick oder Der Alte.“
„Das ist was anderes, Moué – die brauchten ja auch Assistenten.“ Ich hatte den glatzköpfigen Mann wohl doch für etwas intelligenter gehalten, als er tatsächlich war.
„Egal, nicht einmal Ihnen dürfte es gelingen, den Toten zum Reden zu bringen. Kümmern Sie sich um das Mädchen und nehmen Sie ihre Aussage auf, falls Sie das hinkriegen.“ ordnete der Polizist seinem Kollegen an, der sich umgehend daran machte, den Befehl zu befolgen.
„Et maintenant, zum Geschäft.“ Der Mann konzentrierte sich wieder auf mich.
Er kramte in einer Innentasche seines Mantels, aus der er Stift und Notizblock hervorholte.
Er fragte nach meinem Namen, den ich ihm sagte, mit der Bemerkung, dass ich aus Kalifornien komme, falls er danach auch noch fragen wollte.
Der Polizist wollte wissen, was mich nach Paris führte. Ich antwortete wahrheitsgemäß, dass ich durch Europa reise und er beglückwünschte meine Wahl, da die Stadt zu der Jahreszeit am schönsten war.
„Äh... ja, könnte sein – von den Bomben einmal abgesehen.“ bemerkte ich schnippisch, was mein gutes Recht war, meiner Meinung nach.
„Befanden Sie sich in der Nähe des Cafés, als die Bombe hochging?“
Ich bejahte und sagte, dass ich draußen auf dem Bürgersteig saß.
„Ich hatte Glück, dass es mich nicht auch erwischt hat!“
Der wohlmögliche Inspektor ignorierte meine Bemerkung komplett und fragte, ob ich gesehen habe, wie der Verstorbene das Café betrat.
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Postby Aesop Rock » 25. July 2004, 16:17

„Ja, hab’ ich gesehen.“
„War er allein?“
Ich antwortete knapp mit Ja.
Er erkundigte sich, ob der Mann mit mir sprach und ich sagte: „Nein. Die Kellnerin interessierte ihn viel mehr.“ Was gar nicht so weit hergeholt war, so wie er das Mädchen angesehen hatte.
Mein Gegenüber notierte weiterhin alles auf seinem Block und wollte wissen, ob ich jemand anders in das Café habe gehen sehen. Ich erzählte ihm von dem Typen, der wie ein Clown gekleidet war und ein Akkordeon trug.
„Ein Akkordeon? Bon. Das Bild formt sich in meinem Kopf. Und es ist nicht sehr hübsch.“
Er steckte seine Schreibsachen wieder zurück und fragte Sergeant Moué, ob das Mädchen in Ordnung sei. Die beiden zogen sich zu einer kurzen Lagebesprechung zurück.
„Sie wird’s überleben. Sie bestätigt die Aussage des Amerikaners. Ein Clown mit einem Akkordeon, zweifellos eine raffinierte und exzentrische Verkleidung.“ flüsterte Moué seinem Vorgesetzten zu.
„Sehr gut.“ sagte er zu Moué und wand sich wieder mir zu: „Eh bien. Ich habe genug gehört.“
Ich wollte wissen, was er damit meinte und er sagte mir, dass er überzeugt war, dass ich nichts wusste und ich gehen könnte.
„Ich hoffe, dieser kleine Zwischenfall verdirbt Ihnen nicht den Rest des Urlaubs.“
Damit wollte ich mich nicht zufrieden geben: „Und meine persönliche Sicherheit? Können Sie mir nicht wenigstens einen Rat geben?“
„Was soll ich sagen? Passen sie auf, hüten Sie sich vor verdächtigen Figuren...“
Moué hatte auch noch einen Ratschlag für mich: „Und gehen Sie erst über die Straße, wenn Sie das kleine grüne Männchen sehen.“
Ich bedankte mich freundlich für diesen famosen Ratschlag: „Toller Tip.“
Der Polizist war davon überzeugt, dass ich mich nicht im Geringsten in Gefahr befand.
Falls mir noch etwas Wichtiges einfiel, sollte ich ihn anrufen. Er gab mir seine Visitenkarte.
Ich sah sie mir kurz an, darauf stand: ‚Augustin Rosso, Inspecteur de police’.
Er wohnte südlich des Friedhofs von Montparnasse.
Ich ließ die Karte in einer Innentasche meiner Jacke verschwinden und bedankte mich.
„Das wäre alles. Sie können gehen.“ Damit schickte er mich gen Ausgang, doch in der Tür hielt ich einen Moment inne, um dem Gespräch der beiden Polizisten zu lauschen.
„Es gibt nicht viele Anhaltspunkte, Monsieur.“
„Oberflächlich gesehen, nein. Aber was lauert im Unterbewusstsein? Wenn man die Tür nur öffnen könnte.“ Der Inspektor hatte anscheinend ein Fable für das Übersinnliche.
„Meinen Sie das im Ernst, Monsieur? Ich dachte, Ihr Interesse an übersinnlichen Erkenntnissen wäre rein akademisch.“ so Moué.
„Akademisch?“ fragte Rosso. „Sie sind im Begriff, Zeuge eines wissenschaftlichen Durchbruchs zu werden!“ Inspektor Rosso legte seine Hand in Denkerposition an seinen Kopf und beendete damit die Konversation. Als ich wieder auf dem Bürgersteig war, fiel mir eine Frau ins Auge, die den Tatort fotografierte. Sie hatte schwarzes Haar, eine feminine Lederjacke und darunter ein violettes Minikleid an. Dort wo das Kleid aufhörte, begann die schwarze Strumpfhose für das Auge sichtbar zu sein. Die Strumpfhose mündete in blaue Pumps. Ein extravaganter Aufzug, dennoch sehr anziehend. Ihre Kamera hing der jungen Frau um den Hals und weil ich nun mal keine Gelegenheit auslasse, sprach ich sie an: „Verzeihung, Mademoiselle!“ Sie drehte sich zu mir um und ich trat näher an sie heran.
Ich stellte mich vor und sie vermutete aufgrund meiner Sprechweise, dass ich Amerikaner war. Ich bestätigte ihre Vermutung und erwähnte, dass ich auf Urlaub in Paris sei.
„Schöner Urlaub, was?“
Sie fragte: „Du warst hier, als die Bombe hochging?“ Auf einmal hörte sie sich sehr interessiert an.
„So ist es! Ich habe genau vor dem Café gesessen.“
„Ist dir ein Mann mittleren Alters begegnet, etwa 60 Jahre, mit einem Hut und Mantel?“
Ich konnte es nicht glauben, sie hat mich nicht einmal gefragt, wie ich mich fühlte, aber ich ließ es ihr einfach durchgehen und berichtete: „Ja. Kurz bevor die Bombe explodierte, ging er hinein. Du bist doch nicht... mit ihm verwandt?“
„Oh, nein – nichts dergleichen.“ Das beruhigte mich sehr denn ich hatte keine Lust einer schönen Französin zu erklären, dass einer ihrer Angehörigen tot war.
Sie stellte sich vor: „Ich bin Nicole Collard, von ‚La Liberté’.“
„Was ist das – ein Nachtclub?“ fragte ich unbeholfen.
Ich trat mal wieder ins Fettnäpfchen: „Ah, nein – es ist eine Tageszeitung.“
„Du bist Reporterin?“ fragte ich interessiert.
Sie sagte mir, dass sie freie Fotojournalistin sei und ich schlug ihr daraufhin vor, mich über den Bombenanschlag zu interviewen.
„Ein Augenzeugenbericht... Minuten nach der Gewalttat, die ganz Paris erschütterte. Verstehst du – Dramen des Lebens, menschliche Anteilnahme – so was in der Art.“
Ich sah mich schon auf dem Titelblatt aller Zeitungen, derjenige der das Inferno überlebte...
„Ich bleibe bei den Tatsachen, danke.“ Damit zerstörte sie meinen schönen Traum.
„Hast du gesehen, wer die Bombe gelegt hat?“
Auf die Gefahr hin, dass sie mich für dumm verkaufen würde, erzählte ich ihr von dem als Clown verkleideten Typen.
Sie war geschockt und in ihrer Stimme und ihrem Gesicht spiegelte sich blankes Entsetzen wider: „Oh Gott! Er hat wieder zugeschlagen...“
Auch ich kam in helle Aufregung, jedenfalls innerlich. Ich fragte Nicole, ob sie den Clown jemals zuvor gesehen hatte.
„Das ist...“ sie zögerte und sprach dann weiter: „... eine lange Geschichte.“
„Ich habe viel Zeit.“
„Ich nicht.“ Ich beließ es vorerst dabei, vorerst, und fragte sie über den Mann aus: „Wer war der Typ, den du treffen wolltest?“
„Sein Name war Plantard. Ich kannte ihn nicht, aber er hat mich letzte Nacht angerufen. Er sagte, er hätte eine Story, die mich interessieren würde. Er fragte mich, ob wir uns im Café treffen könnten.“ Sie seufzte, wie ein kleines Mädchen, dass nicht das bekommt, was es will und fuhr fort: „Ich werde wohl nie erfahren, was er mir sagen wollte.“
„Es sei denn, du hättest Rossos Gabe der parapsychologischen Befragung.“ Der Witz landete nicht und ich hakte weiter nach: „Woher hat Plantard deinen Namen?“
„Über die Zeitung – ‚La Liberté’. Ich habe einen Artikel geschrieben, in dem ich zwei ungelöste Morde miteinander in Verbindung bringe, einen in Italien, einen anderen in Japan. Die Fälle sind sich bemerkenswert ähnlich: Ein wohlhabendes Opfer, kein offensichtliches Motiv und ein verkleideter Killer. Plantard sagte, er könne mir weitere Informationen beschaffen.“
Beinah hätte ich vergessen zuzuhören, denn ich achtete die ganze Zeit auf ihren schönen, vollen Mund, der sich so geschmeidig bewegte, wenn sie sprach, aber ich bekam Gott sei dank noch die Kurve. Ich kam wieder auf den Clown zurück: „Warum möchtest du mir nichts über diesen Clown erzählen?“
„Warum möchtest du dich da einmischen?“
Was für eine dumme Frage: „Weil er mich fast getötet hätte! Ist das nicht Grund genug?“
Sie kam zur Einsicht: „Doch, ich nehme an, das ist es. Hör mal...“
Sie kramte in ihrer Jackentasche und holte einen zusammengeknüllten Briefumschlag und einen Stift heraus.
„Ich gebe dir meine Telefonnummer.“
Sie gab mir den Umschlag mit der Nummer und sagte: „Du hilfst mir bei meiner Story und ich weihe dich in das ein, was ich weiß. Und damit eines von vorneherein klar ist: Das ist rein geschäftlich.“
Das musste ja kommen, aber: „Okay. Abgemacht.“
Damit verabschiedete sie sich: „Ich muss diese Bilder entwickeln lassen. À bientôt, Monsieur.“
„Gut. Ich, uh... bis bald.“ Trotz allem was bisher passiert war, hatte ich doch wenigstens die Telefonnummer einer echt heißen Französin, die zwar selbstsicher tut, aber hinter dieser Maske eher bockig wirkt, ein Eindruck, den man eigentlich eher bei einem jugendlichen Straftäter erwarten würde. Aber haben wir nicht alle unserer kleinen Macken?
Da zog sie von dannen. Ich sah ihr noch einen Moment hinterher und ging dann zu Sergeant Moué rüber, der den Eingang des Cafés bewachte, indem er sich mitten hinein stellte.
Der Sergeant war ein mickriger Mann, der auf gewisse Art einem kopflosen Huhn glich.
„Entschuldigen Sie, Sergeant.“
Er wollte mich sofort wieder abwimmeln: „Sie haben den Inspektor gehört. Gehen Sie nach Haus, Monsieur.“
So schnell ließ ich mich aber nicht vertreiben: „Haben Sie nicht vor, nach dem Mörder zu fahnden, Sergeant?“
„Nein, mein Herr. Der Inspecteur hat mir ausdrückliche Anweisung gegeben, diese Türe zu bewachen. Bis er diese Anweisungen widerruft oder bis Verstärkung eintrifft, rühre ich mich also nicht vom Fleck.“ entgegnete er mir mit seinem überaus starken Akzent.
„Ich habe gesehen, wie der Clown in die Gassen auf der anderen Straßenseite gerannt ist.“
Moué fragte mich, ob ich dem Clown gefolgt bin und ich sagte, dass keine Spur mehr von ihm zu sehen war, als ich in die Gasse ging. Ich erklärte ihm auch meine beiden Vermutungen über den Fluchtweg des Clowns, die Dächer und die Kanalisation, obwohl es mir viel wahrscheinlicher erschien, dass der Mörder durch die Kanalisation geflüchtet war.
„Haben Sie eine Vorstellung, wie viele Kilometer Kanalisation es unter dieser prächtigen Stadt gibt?“ fragte er mich, obwohl er die Antwort sicher wusste.
„Das gehörte bislang nicht zu den Fragen, die mir regelmäßig den Schlaf rauben.“ scherzte ich. Sergeant Moué versuchte immer noch mich zu abzuwimmeln, indem er mir versicherte, dass Inspektor Rosso eine vernünftige Suche organisieren würde.
„Wie konnten Sie und Rosso so schnell am Tatort sein? Sie waren ja innerhalb weniger Minuten am Schauplatz der Explosion! Hatten Sie einen Tipp bekommen?“ wollte ich wissen.
„Diese Informationsquellen von Inspecteur Rosso sind mir ein ständiges Rätsel, Monsieur.“
Während der Sergeant mit mir redete, schaute er immer wieder ins Café, wahrscheinlich wollte er nicht, dass Rosso ihn mit mir reden sieht. Dann, als er sich sicher war, dass Rosso beschäftigt war, schwenkte er seinen Kopf näher zu mir und flüsterte: „Ein paar Leute behaupten, er hätte einen Pakt mit dem Teufel abgeschlossen.“
Ich fragte ihn, was er glaubte und er flüsterte noch leiser, fast in einem Hauchen: „Ich glaube, er ist selbst der Teufel.“
„Was macht Rosso mit dem Mädchen?“ fragte ich, als ich einen Blick an Moués Schulter vorbei warf und sah, wie Rosso auch mit der Kellnerin sprach.
„Er dreht sie durch die Mühle, wie ihr Amerikaner wohl sagen würdet.“
„Bitte?“
„Wenn er sich einmal in einem Fall festgebissen hat, schüttelt ihn nichts und niemand mehr ab.“ verriet mir Sergeant Moué.
Ich fragte ihn über die Sache mit dem Übersinnlichen: „War das sein Ernst mit dem ganzen Psycho – Polizisten – Kram?“
„Natürlich! Inspecteur Rosso ist ein Pionier und Visionär! Wenn er seine revolutionären Methoden erst einmal perfektioniert hat, werden sie das Bild des Polizeidienstes von Grund auf umkrempeln!“ Ich hatte so leicht das Gefühl, dass man die Beziehung der beiden Polizisten zueinander mit dem Guru und seinem Anhänger vergleichen konnte.
„Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass so was in L. A. klappt.“ dachte ich laut.
Um das Gespräch auf Plantard, den Toten, zu lenken, erzählte ich dem Sergeant von den Gedanken, die mir schon die ganze Zeit durch den Kopf gingen: „Ich war einer der letzten Menschen, die das Opfer noch lebendig gesehen haben, Sergeant.“
„Haben Sie damit irgendein Problem?“
Damit bewies Sergeant Moué erneut, dass es ihm ausnahmslos an Feingefühl fehlte, aber wenigstens war das Gespräch nun auf den Toten gerichtet.
„Ja, irgendwie schon. Ich habe das Gefühl, als schuldete ich es ihm, seinen Mörder zu fassen.“
Ich bekam die Antwort, die ich in diesem Augenblick von jedem Polizisten erwartete: „Das sollten Sie lieber den Behörden überlassen, Monsieur.“
Moué fragte jedoch auch noch, ob das Opfer mit mir gesprochen hatte.
Plantard hatte mir nur zugenickt, mehr nicht.
„Machen Sie sich weiter keine Gedanken darüber, Monsieur. Gehen Sie nach Hause und vergessen Sie die ganze Angelegenheit.“
Wie konnte ich das vergessen, schließlich wäre ich um ein Haar selber hopsgegangen.
Nach kurzem Überlegen, teilte ich Sergeant Moué den Namen des Opfers mit und er fragte hellhörig, ob ich das Opfer also doch kannte.
„Nein, aber...“
Moué unterbrach mich zu meiner Verwunderung: „Wir werden schon bald genug alles wissen, was es über ihn zu wissen gibt.“
„Ich versuche nur, Ihnen zu helfen!“ beteuerte ich.
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Postby Aesop Rock » 25. July 2004, 16:18

„Das können Sie am besten, indem Sie einfach nach Hause gehen, Monsieur.“
Ich konnte es nicht glauben, Sergeant Moué war es wichtiger, seine Ruhe vor mir zu haben, als etwas über den Fall in Erfahrung zu bringen. Ich ließ mich jedoch noch nicht völlig entmutigen und zeigte ihm die Zeitung, die ich gefunden hatte.
„Hier steht eine handschriftliche Notiz drauf – ‚Salah – eh Dinn, 13 45’.“
Meine Anregung mit der Zeitung fruchtete sogar denn ich brachte Moué wenigstens ein wenig ins Grübeln: „Ah! Also war das Treffen mit dem Clown geplant!“
„Wie kommen Sie denn darauf?“ Ich befürchtete, der Sergeant verfehlte die Tatsachen ein wenig bei seinen Vermutungen.
„Der Zeitpunkt der Explosion lag zwischen halb Zwei und Zwei, n’est – ce pas?“
„Ich schätze schon, aber was ist mit dem Namen?“
Es schien zuerst, als ob der Gendarm einen Geistesblitz hätte, doch anscheinend war es nur ein Funke.
„Das wirft Sie aus dem Sattel, was?“
„Ich bin noch niemals in meinem Leben – wie Sie es auszudrücken belieben – aus dem Sattel geworfen worden, Monsieur.“ Er war wohl ein wenig beleidigt, obwohl meine Frage nicht beleidigend sein sollte.
Moué sprach seine Vermutung aus: „Das ist der Name, den der Clown angenommen hat, non?“
„Salah – eh Dinn, der Clown? Das glaube ich weniger.“
Ich konnte erkennen, dass es dem Sergeant nicht gefiel, wie ich seine Mutmaßungen entkräftete, also verabschiedete ich mich, bevor ich noch wegen einem unersichtlichen Grund verhaftet werden würde. Mein nächstes Vorhaben bestand darin, den Bauarbeiter an der Straßenecke zu befragen und von irgendwo her ein Werkzeug zu bekommen mit dem ich den Kanalisationsdeckel aufhebeln konnte. Die kleine Baustelle oder besser gesagt Baugrube lag direkt auf dem Bürgersteig an einer Hauswand mit einem großen Holztor.
Der muskulöse Straßenarbeiter, schon ein älterer Kerl und wahrscheinlich ein paar Jahre vor dem Ruhestand, trug eine Miene zur Schau, die auf fünf Meter Entfernung deutlich besagte: Lass mich in Ruhe, ich habe zu tun! Natürlich war mir das völlig egal.
Neben der kleinen Grube, in der der Mann mit einer Spitzhacke herumhantierte, stand ein aus Plastikplanen bestehendes Zelt, in dem nur ein großer zerbeulter Werkzeugkasten aus Metall stand. Neben dem Zelt lag ein großes Bauarbeiter – Telefon, das verdammt schwer aussah.
„Hi! Hätten Sie mal eine Sekunde Zeit?“ fragte ich den Arbeiter und hoffte nicht seine Hacke abzubekommen. Er hörte auf, den Boden zu malträtieren und sah mich aus seinen tiefen Augenhöhlen grimmig an: „Ich dachte, Sie wären im Knast...“
Ich teilte ihm mit, dass das nur ein Missverständnis war.
„Als der die Knarre rausholte – boah – ich dachte, das war’s.“
Der Typ war keinesfalls so, wie man sich einen Franzosen vorstellte, aber das Klischee vom feinfühligen Charmeur war sowieso veraltet.
„So ne Automatik, da ist echt Saft hinter, wissen Sie.“ berichtete er mir.
„Er hat einen Fehler gemacht. Er dachte, ich wäre ein Terrorist.“
„Sie? Ein Terrorist? Ha!“ So unschuldig sehe ich doch nun wirklich nicht aus.
Gut, ich bin kein Dirty Harry, aber eine gewisse Verwegenheit kann mir doch wohl nicht absprechen.
„Hat wohl nur seine Pflicht erfüllt.“ sagte ich und versuchte, mich nicht beleidigt zu fühlen.
Ich begann meine Befragung damit, zu fragen, ob er einen älteren Herrn mit Koffer gesehen hatte.
„Oui. So ‘n alter Blödmann! Wissen Sie, was der zu mir gesagt hat? Arbeit fasziniert mich, sagte er. Ich könnte den ganzen Tag nur zugucken. Putain! Ich hätte ihm die Fresse polieren können!“ Er streichelte den Stiel seiner Hacke mit seinen dreckigen Handschuhen.
Sein ehemals weißes Hemd hatte er an den Armen hochgekrempelt. Der Bauarbeiter war zwar ein wenig dick, trotzdem sehr muskulös, was wohl einerseits vom reichhaltigen französischen Essen und andererseits von der Bauarbeit herrührte.
„Haben Sie den alten Mann erkannt?“ wollte ich wissen und er sagte Nein.
Er fragte, ob er den Mann erkennen sollte und ob er berühmt war.
„Nein, aber das dürfte sich jetzt geändert haben. Er hieß Plantard.“
„Was soll das heißen? Ist er tot?“
Erfasst und auf einmal wandelte sich seine Rauheit in Mitgefühl um, was mich sehr verwunderte, positiv.
„Jetzt tut’s mir echt leid, dass ich ihn so angemacht habe.“ Er übertrieb es jedoch ein wenig.
„Könnte ich doch nur die Uhr zurückdrehen! Wäre ich doch nur etwas toleranter gewesen!“
Bedauern und Reue sind seltsame Gefühle. Da werden alle Menschen zu Schauspielern.
Zu schlechten meistens. Ich lenkte das Gespräch auf den Mörder und fragte den Mann, ob ein Clown an seinem Arbeitsplatz vorbeigekommen wäre.
„Ein Clown? Wie im Zirkus?“
„Ja. Voll geschminkt und mit einer großen roten Nase.“
„Ho! Die Typen sind witzig, ey?“
„Hab ich andere Erfahrungen gemacht.“
„Ich mag den Zirkus – besonders die Pferde.“
Er hatte meine Frage noch nicht beantwortet, also fragte ich nochmals, ob er einen Clown gesehen hatte.
„Glauben Sie im Ernst, ich hätte Zeit, mir jeden anzugucken, der hier vorbeikommt? Es gibt Leute, die für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen.“
Und das sagte er ausgerechnet mir, schließlich bin ich Anwalt.
„Hören Sie, ich weiß, dass Sie viel zu tun haben, aber ein Clown wäre Ihnen doch bestimmt aufgefallen.“
„Wie oft soll ich Ihnen das noch sagen – ich hab nix und niemanden gesehen.
Ich wagte noch einen Versuch: „Er trug bunte, ausgebeulte Hosen und Make – Up!“
„Wär ‘n komischer Clown, wenn’s anders wär’...“
Langsam ging meine Geduld wirklich zu Ende: „Hören Sie – ich muss diesen Clown finden. Er ist ein Killer.“
„Wer sind Sie denn überhaupt? Ein Bulle?“ fragte er so abwertend, dass es nur Absicht sein konnte.
„Natürlich nicht. Sehe ich etwa so aus?“
„Vermutlich nicht. Woher wissen Sie, dass der Typ ein Killer ist? Haben Sie ihn in Aktion gesehen?“ Langsam aber sicher zweifelte ich an dem menschlichen Verstand einiger Leute in Paris.
„Was, haben Sie etwa die Explosion nicht gehört? Das Café ist in die Luft geflogen.“ berichtete ich dem Unwissenden.
„Der Clown hat den alten Mann umgebracht?“
„Genau. Hat ihn mit einer Bombe weggepustet, die in seiner Quetschkommode versteckt war.“
„Merde! Aber warum hat er sich als Clown verkleidet?“
„Wer weiß schon, was im Kopf von so einem Killer vor sich geht? Ich nehme an, der hat irgendein tief sitzendes psychologisches Problem – oder er will einfach nur auffallen.“ vermutete ich.
Die Sache hatte keinen Sinn, der Kerl hatte nichts gesehen, aber ich kam auf die glorreiche Idee in seiner Werkzeugkiste nach einem geeigneten Kanaldeckel – Aufmach – Dingens zu suchen, doch der rabiate Bursche vereitelte meinen Plan: „He, nix da! Hauen Sie schon ab!
Was denken Sie sich eigentlich?“ schnauzte er mich an.
„Ich habe... Ihren Werkzeugkasten bewundert.“ log ich ihm frech ins Gesicht.
„Ah, oui? Genug gesehen jetzt? Ich warne Sie – wenn Sie die Kiste anfassen, ramme ich Ihnen die Zähne ins Gehirn.“
„Okay! Ich hab schon kapiert.“ Das stimmte zwar, aber Aufgeben wollte ich noch nicht.
„Hey!“ rief ich so nett man Hey rufen konnte.
„Was wollen Sie denn diesmal?“ fragte er, sichtlich genervt.
Ich bot ihm meine Zeitung an, doch er sträubte sich: „Zum Lesen hab’ ich keine Zeit. Können Sie nicht sehen, dass ich beschäftigt bin?“
Ich schlug ihm vor: „Sie könnten sie in der Frühstückspause lesen.“
„Ich hab’ gerade mal zehn Minuten und wenn es nach meinem Boss ginge, nicht mal das.
Er würde mich an einen Tropf hängen, damit ich zum Essen keine Pause einlegen müsste.“
Jetzt reichte es mir allmählich, ich startete den Frontalangriff: „Oh, nehmen Sie die Zeitung und hören Sie auf mit der Maulerei.“
Es klappte. Grummelnd griff er sich die Zeitung und überflog kommentierend die Artikel: „Pah! Es ist unglaublich! Diese verdammten weichherzigen Liberalen! Pfft! Die Delphine retten? Fangen und aufessen, das ist meine Meinung! So ein Theater wegen ein paar Fischen!“
Jetzt wusste ich auch, warum dieser Kerl Bauarbeiter und nicht etwa Biologe geworden war.
„Oha, das ist schon besser! Schauen Sie sich mal die Dinger hier an. Sind die groß! Wie Sektkorken, non?“ Ich hoffte, er sprach von dem Seite – Drei – Mädchen.
„Ah. Was ist denn das? Salah – eh Dinn – läuft beim Großen Preis vom Arc de Triomphe!“
„Ist das ein Rennpferd?“ fragte ich unwissend.
„Ein Pferd?“ Er hörte sich nun an wie ein brasilianischer Fußballkommentator: „Eine Legende, mon ami! Schnell wie der Blitz ist sie!“
Er kroch aus seiner Grube und ich war mir nicht sicher, was er nun anstellen wollte.
„Tun Sie mir einen Gefallen, ja? Halten Sie meine Grube im Auge. Ich muss mal ein bisschen Knete auf die Stute setzen!“
Geschafft! Mein Plan war tatsächlich aufgegangen.
„Was ist mit Ihrem Werkzeugkasten?“
„Vergiss es, Kumpel! Bedien dich!“ Und damit marschierte er davon, bereit all sein Geld zu verzocken, aber ich hatte mein Ziel erreicht. Ich hoffte, dass der Werkzeugkasten auch das richtige Werkzeug enthielt, denn sonst wäre alles umsonst gewesen, die ganze angewandte Überredungskunst. Ich schmiss mich auf die Kiste wie ein hungriger Wolf auf seine hilflose Beute und tatsächlich, ich fand genau das, was ich brauchte – ein Werkzeug, mit dem man Kanaldeckel aufhebeln konnte. Es war ein Metallstab mit einem Griff am einen und einer kurzen Querstrebe am anderen Ende. In der Sackgasse, aus der der Clown einen Weg gefunden hatte, steckte ich das Werkzeug in die dafür vorgesehenen Öffnungen des Kanaldeckels und hebelte diesen auf. Es roch, als ob darunter ein Abwasserkanal läge und mein Geruchssinn sollte mich nicht täuschen. Vorsichtig stieg ich die glitschige Leiter hinunter, die an der Öffnung nach oben begann. Als ich mich umschaute, konnte ich gar nicht glauben, wie schön die Kanalisation in Paris war. Nun ja, sie war vielleicht nicht schön, aber mit Sicherheit ansehnlicher als alle anderen Kanalisationen, die ich bisher zu sehen bekommen habe. Sie hatte so ein altertümliches Flair. Bis auf das Abwasser mutete alles nach Katakomben an. Das Wände waren aus einzelnen Steinquadern gebaut und hier und da waren nicht unansehnliche Gitter verteilt. Zu meiner Linken führte der Fußweg, auf dem ich mich befand, an der Wand entlang weiter. Auf den gegenüberliegenden zu springen wäre völliger Unsinn gewesen, denn der Abwasserkanal, der diese Katakomben teilte war zu breit.
Ich folgte dem Pfad und fühlte mich ein wenig in der Zeit zurückversetzt.
Fast trat ich auf etwas, dass sich von seiner Umgebung völlig unterschied und so gar nicht dort hinein passen wollte. Ein glänzender roter Plastikball, der aus unerfindlichen Gründen auf dem schlüpfrigen, mit grünem Schleim bedeckten Boden lag.
Als ich den Plastikball aufhob, wurde mir klar, dass er eigentlich im Gesicht getragen werden sollte. Es war die rote Nase des Clowns. Er war also tatsächlich durch die Kanalisation geflüchtet. Ich gratulierte mir selber zu meinem enormen Spürsinn.
Ich schaute mir das rote, runde Ding näher an und bemerkte, dass auf der Innenseite der hohlen Nase: ‚La Risée du Monde, Paris’ stand. Mein Ehrgeiz packte mich wieder und energischen Schrittes ging ich um die nächste Ecke, dem Weg folgend.
Ich verlor nicht ein Bruchstück eines Gedanken daran, dass der Clown sich vielleicht hinter der nächsten Ecke befand und darauf wartete, dass sich die Wogen seiner Tat glätteten.
Doch ich hatte Glück. Kein Clown war in Sicht, als ich um die Ecke trat.
Ich bekam noch einmal einen guten Blick auf den Verlauf der Kanalisation.
Wäre dort normales klares Wasser geflossen und etwas Sonnenlicht eingetreten, wäre die Kanalisation ein wunderschöner Ort, denn die Erbauer der Kanalisation hatten ganze Arbeit geleistet. Doch mit dem stinkenden, modrigen Abwasser und dem Schmutz und dem übel riechenden Schleim auf dem Boden und an den Wänden war die Kanalisation doch nicht viel mehr als einfach ein Abwasserkanal. Ein paar Schritte weiter endete der Pfad, versperrt durch ein Geländer, das einem ganz einfachen Zweck diente – Leute davon abzuhalten, weiterzugehen. Und es erfüllte seinen Zweck. Vor meinen Füßen lag wieder etwas, was diesmal jedoch mehr in die Umgebung passte. Es war ein nasses, zusammengeknülltes Papiertaschentuch. Ich hob das nasse, aufgeweichte Taschentuch auf. Es war kalt und fettig wie alte Essensreste. Ich haderte mit mir selbst, ob ich es nun einpacken sollte oder nicht.
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Postby Bastian » 28. July 2004, 13:36

Applaus applaus :D .Das war richtig gut ,wiedermal. :D

Am besten fand ich den teil gut geschrieben wo Nico auftaucht .Da wo unser Held in der Gasse stöbert fand ich auch sehr schön geschrieben. ;) :D ;D
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Postby Steel » 28. July 2004, 22:27

Stimmt, der Roman kann ja nur saugut werden ^^. Nicht langweilig, obwohl wir das spiel doch schon öfters gespielt haben :)
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Postby Sebo » 1. August 2004, 09:50

Ich habe die letzte Woche mal ein bischen gebastelt. Ich hoffe es gefällt euch.

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Verbesserungsvorschläge nehme ich gerne an.
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Postby fauler_sack » 1. August 2004, 11:06

Irgendwie klingt "aus dem jüngsten Mittelalter" seltsam.
Ich glaub "frühen" oder sowas wäre besser.

Und ich weiß net genau, ob das Revolution-Logo da so gedulder wird.?
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Postby Sebo » 1. August 2004, 11:10

Warum sollte das net geduldet werden?
Das mit dem mittelalter kann ja noch verändert werden, was meinen die anderen?
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Postby fauler_sack » 1. August 2004, 12:14

Ich weiß nicht, aber manche Firmen haben was dagegen, wenn man ihr Logo verwendet, ohne sie zu fragen.
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Postby Sebo » 1. August 2004, 13:25

Die haben es auf das Logo vom ersten Spiel doch selber draufgematscht! :O
Aber mal nebenbei, wie gefällt euch das Cover überhaupt???
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Postby Geigenspieler von Lochmar » 1. August 2004, 16:12

Die Rückseite gefällt mir ganz gut mit den Bildschnipseln zwischen dem Text.
Aber die Vorderseite sagt mir nicht so zu, die Schrift "Der Roman zum Spiel" sollte eher klein und dezent irgendwo plaziert werden - eher so als Untertitel - und dafür der eigentliche Titel viel deutlicher hervorgehoben werden (am besten auch nicht einfach das Cover des Spiels 1:1 übernehmen).
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Postby Sebo » 1. August 2004, 16:26

Okay, hört sich soweit ganz vernünftig an. Könnt ihr vielleicht bis heute Abend noch Vorschläge machen???
Wie wäre es mit ein Paar Bildschnipseln auf dem vorderen Cover???
Nächsten Sonntag gibt´s dann wieder einen überarbeiteten Entwurf.
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Postby Bastian » 1. August 2004, 16:29

Also die Schrift am vorderen cover den du gemacht hast gefellt mir ebenfalls nicht.Könntest du vieleicht die Coverschrift so machen wie bei der Schriftstill baphomets fluch?Das würde alles dann viel besser aussehen lassen.

Die rückseite die du gemacht hast gefellt mir sehr gut .Lass sie am besten so :]
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Postby Sebo » 1. August 2004, 16:47

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Weniger Cover, kein Logo. Irgendwelche Designvorschläge?

@ Bastian

Weißt du zufällig wo es den BF Font gibt???
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Postby Steel » 3. August 2004, 23:12

fand nr. 1 besser ^^
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Postby Chris » 4. August 2004, 11:05

Original von fauler_sack
Irgendwie klingt "aus dem jüngsten Mittelalter" seltsam.
Ich glaub "frühen" oder sowas wäre besser.


Die Ausrottung des Templerordens fand im 14. Jahrhundert statt. Das Mittelalter beginnt ca. im Jahre 400 und endet ca. im Jahre 1500, nach der Entdeckung Amerikas und dem Beginn der Renaissance. Das Jahr 1314 ist auf diesem Zeitstrahl eher im jüngeren Bereich anzusiedeln.
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Postby fauler_sack » 4. August 2004, 14:54

Na dann eben im "späten Mittelalter", klingt irgendwie besser, find ich.
Oder als ein Wort Spätmittelalter.
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Postby knechtodawas » 8. October 2004, 22:19

Die richtige Bezeichnung wäre Hochmittelalter.
Die Idee mit dem Roman ist sehr gut und bisher auch recht ordentlich umgesetzt worden. Du hast die meisten Details verarbeitet und dein Stil ist auch in Ordnung. Allerdings fehlt mir irgendwie noch der Anreiz, so etwas lesen zu wollen. Es wirkt wie eine Beschreibung des Spiels mit ein paar Roman spezifischen Stilmitteln versehen. Irgendetwas fehlt da, ich weiß nur noch nicht was. Wahrscheinlich liegt es an der Erzählerperspektive, die irgendwie nicht wirklich George Stobbart lebendig werden lässt.
Und zu den Cover Entwürfen -> Mehr oder wenigere unbrauchbar.
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